Schon in den 70er-Jahren, als Jivan über Land nach Indien und Nepal reiste, berührten ihn die Unschuld und Unvollkommenheit des gemeinsamen Singens in den Tempeln – und die kindliche Freude dabei! Ein Ausspruch eines dort Singenden blieb ihm im Gedächtnis: „I sing for two hours and my mind is clear!“ („Ich singe für zwei Stunden und dann ist mein Verstand klar!“) Jivan: „Diese Erfahrungen waren wie Samen, die gute 30 Jahre brauchten, um endgültig aufzugehen. In den 80er-Jahren kamen im Westen seichte Eso-Mantras in Mode, die nur so vor Heiligkeit trieften, dass ich nichts damit anfangen konnte. Ich kam mehr mit der Musik von Osho in Berührung, jedoch nur passiv, als Zuhörer. Ein Instrument zu spielen schien mir zu schwer. Dann bekam ich ungefähr 2002 eine CD von Krishna Das in die Hände und spürte: Das ist es!“

Für Jivan wirkte es auch sehr inspirierend, dass er als Mitarbeiter bei den Rainbow Spirit Festivals über die Jahre viele Musiker persönlich kennenlernte.

Als er nach Berlin zog, ging er dort regelmäßig zum Mantrasingen. Jivan: „Mich hat bei diesem Singen früher immer gestört, dass da vorn ein bis drei Musiker saßen, die irgendwie den Eindruck vermittelten, sie könnten oder wüssten irgendetwas besser. Am schlimmsten fand ich es, wenn sie noch die Bedeutung der Mantren erklärten, und wir sangen dann alle brav nach, wie in der Kirche.“

In einem Singkreis mit jungen Leuten machte Jivan die Erfahrung, wie sehr ein Mantra, in dem Fall „Om namo Bhagavate vasudevaja“, die Energie im Raum und die Menschen verändern kann zu mehr Klarheit und Offenheit für einander.

Jivan kaufte sich ein Harmonium und hatte die Eingebung: „Ich will nur fürs Göttliche spielen!“ Ab dem Punkt begann Schicht für Schicht das Erlernen, die Unterstützung von außen und die Entstehung des Singkreises.

Jivan: „Ich merke immer wieder, wenn ich irgendetwas will, was das Singen betrifft, dann wird es schwierig! Oft ist es jedoch so, dass aus der Resonanz des Gesanges heraus etwas geschieht, etwas Neues sich eröffnet, neue Dimensionen entstehen.

Wenn wir im Kreis singen, dann sind zu Beginn immer noch die Egos im Spiel, innere Gespräche über alles Mögliche. Wir machen deshalb eine Pause, damit wir alle miteinander quatschen können. In der zweiten Hälfte ist dann die Energie ganz anders – Einheit!“

Jivans Wünsche und Vision scheinen sich immer mehr zu erfüllen, so hat er auch schon vor mehreren hundert Leuten gesungen, und es hat sich ergeben, dass ein indischer Koch ein Festessen für alle als Geschenk für den Singkreis vorbereitet, was sich Jivan schon immer gewünscht hat.